Rennrad-Tour Tegernsee-Gardasee

Eberhard Krengel
Über die Alpen
Rennrad-Tour Tegernsee – Gardasee 27.08. – 03.09.2023
Es gibt viele Möglichkeiten, die Alpen aus eigener Kraft zu überqueren:
– zu Fuß mit Gepäck (zu anstrengend)
– mit dem MTB (zu gefährlich – zumindest für mich)
– mit dem Rennrad + ca. 20 kg Gepäck – puh!)
– mit dem Rennrad inkl. Gepäcktransport – das passt!

Zugegeben – billig ist anders…
Es geht in 6 Tagesetappen (ohne Ruhetag!) von Holzkirchen am Tegernsee (60 km südlich von München) zum Gardasee – dem größten See Italiens.
Das Gepäck wird im Begleitbus transportiert, Übernachtung inkl. HP in 4-Sterne-Hotels.
Es gibt Unterwegs-Verpflegung und Materialservice.

Tag 1: Holzkirchen – Hall in Tirol: 105 km mit 700 Hm
Oh je – der Wetterbericht hatte recht: Der angesagte Regen ist da – und für die nächsten Stunden unser ständiger Begleiter.
Und mit 11°C kommt man auch nicht so recht in´s Schwitzen…

Es ist tatsächlich ziemlich bergig, am Achenpass auf 917 m haben wir den höchsten Punkt der heutigen Etappe erreicht.
Von nun an geht´s auf 12% Gefälle bei patschnassen Straßen bergab in´s Inntal. Jetzt nur noch 20 flache Kilometer bis zum Hotel – so ist der Plan.

Nur: Der Inn hat Hochwasser und der Radweg ist überflutet – so bekommen wir noch mal 400 Höhenmeter extra dazu!
Was macht man nicht alles für ein bisschen Hunger und Durst…

Tag 2: Hall – Brixen: 95 km mit 1.200 Hm
Es ist 9.00 Uhr, der Regen hat aufgehört, und es geht vorbei an der Rennschlittenbahn bei Innsbruck-Igls tw. heftig bergauf.
Nächste Überraschung: Ein Murenabgang macht die geplante Strecke unpassierbar. Die Umfahrung hat es mit einer 14%-Steigung über 2 km in sich – das ist echt kein Spaß!!!
Vom Brenner-Pass, dem heute höchsten Punkt der Strecke rauschen wir mit über 60 km/h auf besten Südtiroler Radwegen zum Etappenziel.

Tag 3: Brixen – Corvara: 78 km mit 1.750 Hm
Es wird langsam wärmer, die Sonne zeigt sich auch hin und wieder und es geht auf einsamen Radwegen und recht holprigen Nebenstraßen mitunter richtig steil bergauf.
Nach 45 km haben wir schon über 1.000 Höhenmeter geschafft. Die letzten 20 km werden kontinuierlich steiler und auf 1.774 m Höhe sind wir am Ziel.

Das Hotel liegt direkt am Fuß der „Sella Ronda“, einem äußerst beeindrucken Bergmassiv der Dolomiten.
Der perfekte Blick auf die Berge verleitet doch glatt mal zu einer Zusatzrunde (Aquajogging) im Hotelpool…

Tag 4: Corvara – Moena: 53 km mit 1.000 Hm
Heute fahren wir über 2 Pässe auf das ”Dach” der Tour , den Passo Pordoi auf 2.237 m.
Auf dem Berg pfeift einer eisiger Wind, die Pause wird sehr kurz und so stürzen wir uns so schnell wie möglich über 33 Kehren bergab zum Tagesziel im Val di Fassa.

Und es ist warm geworden: 22°C auf dem Marktplatz von Moena verleiten zu einem gewaltigen Abschluss – Eisbecher.

Tag 5: Moena – Levico Terme: 83 km mit 1.100 Hm
Wir rollen auf herrlichen Radwegen im Fleimstal (Val die Fiemme) über 2 ziemlich giftige Anstiege mit bis zu 17% und über eine 15 km lang
und ziemlich flotte Abfahrt zum Lago di Levico.

Die 12%-Rampe zum Hotel wurde dann bei mittlerweile 30°C eher schon richtig anstrengend.
30 Minuten ausgiebiges Pool-Planschen waren dann auch richtig appetitanregend…

Tag 6: Levico Terme – Riva del Garda: 76 km mit 1.200 Km
Es sind jetzt am Morgen (9.30 Uhr) schon 27°C und mit dem Passo del Sommo gibt es gleich einmal 1.000 Höhenmeter zu bewältigen.
Der Anstieg ist sehr ungleichmäßig: 12%-Rampen wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit mit Flachstücken ab.
Dafür ist die Abfahrt mit 15 km Länge und 1.100 m HD der absolute Hammer!

Anschließend geht’s auf recht abenteuerlichen (tw. sehr schmalen) Radwegen an der Etsch entlang.
Es ist mittlerweile 32°C und es wird immer schwüler.
Nach 70 km kommt ein überwältigender Anblick: Der Lago di Garda!
Geschafft!

Gesamt-Strecke: 490 km
Höhenmeter: 9.000
Fazit: Sehr empfehlenswert!
– gigantisches Panorama,
– sehr viele Radwege,
– bester Service
– aber: richtig anstrengend!!!
Auf der Rückfahrt hält die DB noch eine kleine Überraschung bereit:
Wir kombinieren mal eine Weichenstörung mit einer Signalstörung und so werden aus einer Umsteigezeit von 72 min plötzlich nur noch 7 min.
Und so hilft dann nur noch ein harter Sprint über den Bf. Leipzig zum letzten Zug nach Cottbus…
Eberhard Krengel